Die Zeit der Upanischaden und Brahmanen
Im 6. Jahrhundert vor Christus ging die vedische Zeit zu Ende und die Form der Yogapraxis änderte sich.
Die wilden Rishis, die zuvor in Höhlen gelebt hatten waren als Weise, Teil der indischen Gesellschaft geworden. Damals entstanden nach und nach die Upanischaden, die als erste richtige Yogatexte gewertet werden können.
Bis zu diesem Zeitpunkt wurde das yogische Wissen überwiegend mündlich überliefert.
Um 400 v. Chr. datieren die ersten heute noch nachweisbaren Schriften der Upanischaden, die Teil der Veden sind.
Upanishad bedeutet so viel wie, sich an etwas annähern. Wörtlich übersetzt aus dem Sanskrit heißt es „um den Lehrer herumsitzen“.
Gemeint ist, dass man sich der Worte des Lehrers annähern soll, aber vor allem an das eigene Selbst.
Die Texte sind überwiegend in Dialogform geschrieben. Zu dieser Zeit entsteht auch das Lehrer-Schüler Verhältnis im Yoga.
Yoga wird nicht wie von den Rishis als Geheimlehre unter gleichen weitergegeben, sondern an jene, die Fragen haben und an die Menschen, die spirituell weiter kommen wollen. Es entstehen Weisheitsgemeinden, denen ein heiliger Gelehrter, ein Brahmane, vorsteht und Gruppen die unterrichtet werden wollen.
Es geht um die großen Sinnfragen des Lebens in den mystischen Verehrungstexten der Upanischaden.
Der Grundgedanke, dass wir alle einen göttlichen Wesenskern haben, der wieder Verbindung mit dem göttlichen All Seins sucht, entsteht in dieser Zeit. Yoga soll den Übenden dahin bringen zu erkennen, dass das göttliche in Ihm ist und er sich wieder mit der großen Göttlichkeit verbinden kann.
Das Studium der Upanischaden dient nicht in erster Linie dazu, den Verstand zu bilden, sondern es soll Seele und Geist läutern und bereichern. In den Upanischaden selber heißt es:
„Den meisten ist es nicht beschieden, von „DEM“ (der Urgrund in Gott), das ewig besteht, auch nur zu hören. Viele, davon vernehmen, begreifen es nicht. Vortrefflich ist, wer es erklärt, weise, wer es erfasst, begnadet, wer, von einem guten Lehrer unterrichtet wird“
Von 1180 Upanischaden sind heute noch 108 bekannt. Der Weise Vyasa klassifizierte die Upanischaden und ordnete sie den vier Veden zu.
Shankaracarya kommentierte zehn Upanischaden und hob sie dadurch hervor. Diese 10 werden als die eigentlichen Upanischaden betrachtet.
Sie bilden gleichsam das indische „Neue Testament“