Mudras - Yoga mit den Fingern
Pop-Stars wie Madonna machen sie, Wirtschaftsbosse wie Bill Gates macht sie und alle schwören auf ihre positive Wirkung. Der Begriff Mudra stammt aus dem Sanskrit und hat viele Bedeutungen. Als Mudra wird eine Geste, eine be stimmte Stellung der Hände, ein Siegel oder auch ein Symbol bezeichnet.
Allgemein kann man sagen, dass es sich dabei um eine bestimmte Finger,- Augen- oder Körperhaltung handelt, die einen symbolischen Charakter hat.
Beispiele finden sich in religiösen Handlungen, im Tanz und in der bildenden Kunst.
Im Yoga werden Gemütszustände wie Trauer, Freude, Wut, Gelassenheit bestimmten Gesten und Körperhaltungen zugeordnet. Dabei wird auch umgekehrt davon ausgegangen, dass durch bestimmte Gesten die Psyche positiv beeinflusst werden kann.
Hand-Mudras, über die wir hier eingehender sprechen werden, sind spezielle Finger- oder Handstellungen, wie sie in der chinesischen Medizin oder zum Beispiel im indischen Kundalini Yoga eingesetzt werden, um die Wirkung bestimmter Körperhaltungen zu verstärken.
Mudras gibt es nicht nur in Asien, sondern auf der ganzen Welt. Auch in unserem Alltag gibt es Gesten, die eine symbolische Bedeutung haben wie zum Beispiel jemandem den Daumen drücken, zum Applaus in die Hände klatschen, die Hände zum Gebet falten, die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, eine Faust ballen, usw. Auch in der Liturgie, in der Messe gibt es solche Gesten wie zum Beispiel das Kreuzzeichen, Gesten zum Segnen und ähnliche.
In den hinduistischen und buddhistischen Yogas und Tantras werden bei den Handgesten kleine Mudras, die eher gesundheitlichen Zwecken und solche, welche der Meditation und die spirituelle Entwicklung fördern, unterschieden.
Wie wirken Hand-Mudras? Die Wirkung von Mudras ist von unterschiedlichen medizinischen Ansätzen her erklärbar:
Die chinesische Medizin erklärt die Wirkung aufgrund des Meridian-Systems, das sind Energiebahnen, die durch den ganzen Körper und auch in die Hände und Finger laufen. Auf diese Weise lassen sich die Hände als ein Spiegel für unseren Körper und unseren Geist betrachten.
In der westlichen Welt gibt es die naturwissenschaftliche Definition, dass der genetische Code für alle unsere körperlichen Eigenschaften wie auch für bestimmte Charaktereigenschaften in jedem einzelnen Zellkern angelegt ist - in der östlichen Philosophie und Medizin gibt es eine Entsprechung in der Vorstellung, dass Körper, Geist und Seele in jeder
Fingerkuppe, in den Fingergliedern und auch in der ganzen Hand angelegt sind. Medizinisch nachgewiesen ist, dass die Enden der Nervenbahnen der Hände im Gehirn einen besonders großen Bereich einnehmen. Durch das Ertasten und Spüren, besonders mit den Fingerspitzen, wird die Gehirntätigkeit aktiviert und trainiert.
Es ist also naheliegend, dass man über die Finger und Hände einen Einfluss auf vom Gehirn gesteuerte Körperfunktionen ausüben kann. Achtung: Mudras ersetzen keinen Arzt. Klären Sie eine Krankheit beim Arzt ab, lassen Sie sich eine klare Diagnose stellen. Mudras können aber als Ergänzung zu anderen Therapien eingesetzt werden.
Wann kann man Mudras anwenden? Der Vorteil der Hand-Mudras gegenüber anderen Yoga-Übungen ist, dass man sie fast überall und immer praktizieren kann. Man braucht weder eine Matte noch viel Platz dafür und auch wenn man zu schwach oder krank ist, um Yoga-Übungen zu praktizieren, reicht die Kraft für die Hand-Übungen meistens aus.
Mudras sind ideal, um Wartezeiten zu nutzen: wenn man zum Beispiel mit dem Auto im Stau steht, im Wartezimmer sitzt oder an der Haltestelle, im Bahnhof, wenn’s der PC nicht tut, wenn man krank ist und das Bett hüten muss - anstatt sich zu ärgern und dadurch innere Anspannung zu erzeugen, kann man mit Mudras die Zeit nutzen, um zur Ruhe zu kommen, sich zu entspannen und zu regenerieren.
Zu Beginn dieses Textes beschäftigen wir uns mit den Mudras, die direkt und unvermittelt der Meditation, der Sammlung und der spirituellen Entwicklung dienen.