Entspannungsverfahren
Die Fähigkeit sich zu Erholen und Ruhe zu finden gehört zum natürlichen Verhaltensrepertoire von Lebewesen. Entspannung ist ein evolutionär angelegtes (über-) lebenswichtiges Prinzip und zugleich ein physio-psychologischer Prozess, der in allen lebenden Systemen vorkommt und als Gegenpol zu einem Zustand von Anspannung beschrieben werden kann. Grundlegend für diese Auffassung ist, dass alle körperlichen Vorgänge sich als zyklische bzw. rhythmische Abläufe auf einem fiktiven „Aktiviertheit–Desaktiviertheit-Kontinuum“ begreifen lassen (bspw. Zusammenziehen und Lockerung von Muskelgewebe, Systole und Diastole in der Herzaktivität). In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu betonen, dass Über- und Unterforderung gleichermaßen als Stressoren wirken können. Zu lang andauernde bzw. zu häufig wiederkehrende chronische Anspannung/ Belastung wie auch immerwährende Entspannung Passivitätsphasen bspw. in Form von Monotonie, sind gleichermaßen unnatürlich und deshalb auf Dauer schädlich.
Deshalb ist weder ständige Anspannung noch Entspannung ein funktionaler Zielzustand. Aus den genannten Gründen strebt der Organismus grundsätzlich nach einer (dynamischen) Balance bzw. nach einem Ausgleich zwischen diesen beiden Zuständen. Aus medizinischer Sicht wird Gesundheit als Produkt von zahlreichen entlastenden Faktoren definiert. Gesundheit muss deshalb immer wieder neu aufgebaut bzw. erhalten werden. Entspannung ist in diesem Zusammenhang eine wichtige Ressource zur Gesundheitsfürsorge, da sie stressregulierend wirkt und zur Entfaltung der Selbstheilungskräfte des Organismus beiträgt.
Des Weiteren lenken die therapeutisch genutzten Entspannungsverfahren die Aufmerksamkeit nach innen und schulen die Sensibilität bzw. Wahrnehmungsfähigkeit für psychische und somatische Vorgänge. Dadurch können wir in die Lage versetzt werden, bei Überbeanspruchung oder Dysbalance „noch früher“ bzw. „noch rechtzeitig“ regulierend einzugreifen. Entspannung kann somit auch als Teil von Lebensqualität verstanden werden.