Entspannung im Alltag
Wenn wir Entspannung alltagssprachlich auffassen wollen, dann bezeichnen wir damit alle Aktivitäten bzw. Maßnahmen, die zur persönlichen Erholung dienlich sind (z.B.: ein Nickerchen machen, Nichts-Tun, im Wald spazieren gehen, ein Gespräch unter Freunden, Einkaufen, Musik hören, ein Bad nehmen. Diese meist unsystematischen und informellen Maßnahmen können als Entspannungsmöglichkeiten bezeichnet werden, in Abgrenzung zu den spezifischen und systematischen Entspannungsverfahren wie Yoga. Gemeinsames Element der Entspannungsmöglichkeiten und Verfahren ist, das sie zu einer Verringerung des Aktivierungszustandes des zentralen und peripheren Nervensystems führen können.
Entspannungsverfahren weisen folgende gemeinsame Merkmale auf: Sie geben in strukturierter Form Bedingungen vor, durch welche die Entspannungsreaktion hervorgerufen wird. Darüber hinaus soll der Ablauf durch wiederholtes Praktizieren automatisiert werden. Dadurch soll der entspannte Zielzustand allmählich sich schneller, deutlicher und vollständiger einstellen und auf wenige Schlüsselreize hin erfolgen. Die Teilnehmer lernen und spüren allmählich und durch regelmäßiges Üben eines Entspannungsverfahrens, dass sie „selbst-regulativ“ in psychophysiologische Prozesse eingreifen können. Der Eindruck eine gewisse Steuerungsfähigkeit über ansonsten autonom ablaufende Körperfunktionen zu bekommen, kann die Kontrollüberzeugung stärken. Dies hat in der Regel positive Auswirkungen auf die Selbstwirksamkeits-Überzeugung und damit auf das Selbstwertgefühl des Individuums. Auf der anderen Seite ist es genauso wichtig zu lernen, körperliche Vorgänge gelassener wahrzunehmen und nicht „um jeden Preis“ eine Entspannungsreaktion erreichen zu wollen. Therapeutische Verfahren nützen prinzipiell folgende Strategien, um einen entspannten Zustand auszulösen, die „leeren Energiespeicher“ wieder aufgefüllt, die verkrampften Muskeln entspannt, die Gedanken neu geordnet und emotionale Ausgeglichenheit angestrebt.
Um die passende Methode zu finden, ist es – neben der subjektiven Vorlieben – auch notwendig für sich zu klären, wovon man sich erholen möchte. Ist der Grund eine Unterforderung (z.B. Monotonie, Langeweile, psychischer Sättigung), dann ist es sinnvoll etwas Anregendes und Interessantes zu unternehmen. Bei Belastungen die aus Überbeanspruchung resultieren, sollte die psycho-physiologische Beruhigung im Vordergrund stehen. Die Auswahl des entsprechenden Entspannungsverfahrens kann nach pragmatischen Gesichtspunkten erfolgen, da sich Wirkmechanismen und Zielzustände auf der psycho-physiologischen Ebene stark ähneln. Dabei ist es wichtig das „geeignete“ Entspannungsverfahren an die Möglichkeiten und Bedürfnisse des Klienten anzupassen, darüber hinaus den Entspannungsprozess zu begleiten und bei Bedarf korrigierend Einfluss zu nehmen. In diesem Zusammenhang gibt es auch zu bedenken, dass für viele Klienten sich zu entspannen auch negativ besetzt sein kann. Mittelfristig soll der Klient das Entspannungsverfahren selbstständig und eigenverantwortlich durchführen, sodass es zu einem integralen Bestandteil seines Alltags wird.